BAD KÖNIGSHOFEN/WEITRAMSDORF/ALSLEBEN Erdbestattung in einem Wald ist nicht jedermanns Sache
05.04.2013
BAD KÖNIGSHOFEN/WEITRAMSDORF/ALSLEBEN
Erdbestattung in einem Wald ist nicht jedermanns SacheIn Alsleben wäre die Ursulakapelle das christliche Symbol
Foto: Hanns Friedrich
Zum Gedenken: Der Regenbogenbaum steht speziell für totgeborene Kinder oder für Babys, die sehr früh nach der Geburt gestorben sind, zur Verfügung.
Eine Erdbestattung unter einem Baum in einem Wald, das ist nicht jedermanns Sache. Das zeigte sich bei einer Besichtigung des RuheForst Coburger Land nahe Weitramsdorf in Oberfranken. Dorthin hatte der Frauenbund Bad Königshofen einen Halbtagesausflug unternommen und bekam im nahe gelegenen Neundorf auf der Rückfahrt dann noch Einblicke in den Heimatort von Kaplan Stefan Beetz.
Nachdem in letzter Zeit immer wieder die Rede davon ist, dass man sich auch in einem Wald, unter einem Baum in einer Urne bestatten lassen kann, wollten die interessierten Frauen solch eine Waldbestattung einmal vor Ort betrachten. Auch im Hinblick auf einen solchen Naturfriedhof, der bei Alsleben geplant ist.„Die letzte Ruhe in der natürlichen Umgebung des Waldes zu finden, ist für viele Menschen ein schöner und beruhigender Gedanke. Der Wald strahlt Ruhe und Harmonie aus und erinnert im Wechsel der Jahreszeiten an das Leben und Sterben auch in der Natur“, erfuhren die Teilnehmer der Fahrt vor Ort. Bereits im Eingangsbereich ist eine Baumskulptur zu erkennen, die ein Kreuz oder mehr eine sich öffnende Hand symbolisiert. „Hier können die Trauerfeiern stattfinden, mit oder ohne Pfarrer oder mit wem es auch immer gewünscht wird,“ sagte die Führerin, die mit den Gästen aus dem Grabfeld anschließend durch den Wald ging und auf die einzelnen Grabstellen aufmerksam machte. Sie berichtete von Eichen, Buchen und Kiefern, die hier stehen und naturnah bewirtschaftet werden. Zu Lebzeiten kann man sich einen bestimmten Baum auswählen und entscheiden, ob man einen „Familienbaum“ möchte, also einen Baum, an dem dann auch andere Familienmitglieder beigesetzt werden, oder einen Baum, an dem auch Urnen anderer Menschen stehen.
Genaue Lokalisierung
Eine namentliche Kennzeichnung der Grabstätte ist auf Wunsch möglich. Das Recht auf die Nutzung der Grabstelle kann für einen Zeitraum von 99 Jahren erworben werden. Um diese Bäume herum können biologisch abbaubare Urnen beigesetzt werden. Mit dem Kompass und per GPS, also einem Navigationssatellitensystem sind die Gräber genau zu lokalisieren. Das ist wichtig, wenn zum Beispiel nach einem Sturm Bäume entwurzelt und neu gepflanzt werden.
Um einen Baum sind bis zu zwölf Beisetzungsstellen möglich, erfuhren die Fahrtteilnehmer und auch, dass die Urne bis zu einen Meter in den Waldboden abgesenkt und dann mit Erde bedeckt wird. Bis zu 400 solche Urnenbestattungen in dem Waldstück bei Weitramsdorf, in der Nähe von Tambach, wurden bereits vorgenommen. Platz für viele Hundert weitere ist vorhanden. Eine Besonderheit im RuheForst ist ein sogenannter Regenbogenbaum. Hier können totgeborene Kinder oder Kinder, die nur kurz nach der Geburt gelebt haben, in einer Urne beigesetzt werden.
Trotzdem vermissten die Mitglieder des Frauenbundes ein christliches Symbol, auch wenn man an so manchen Schildern Namen, daneben die betenden Hände, ein Kreuz, oder eine Rose sah. Außerdem sei der RuheForst etwas außerhalb gelegen. In diesem Zusammenhang erinnerte man an Alsleben, wo ein Waldfriedhof unterhalb der Ursulakapelle geplant ist. „Das könnte ich mir schon eher vorstellen, wenn eine Kirche in der Nähe ist,“ sagten Teilnehmerinnen und erinnerten an Totenmessen, an Gedenktage und den Besuch der Grabstelle.
Genau das soll in Alsleben der Fall sein, sagt Bürgermeister Kurt Mauer, der auf laufende Gespräche verweist. Der geplante Naturfriedhof ist für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollator gut begehbar und es gibt einen Parkplatz. Angedacht sind hier kleine Grabsteine, in Form von Grenzsteinen mit Namen, einem christlichen Symbol und den persönlichen Daten.
Sechs bis zehn Hektar kann die Gemeinde für diesen Naturfriedhof in mehreren Schritten ausweisen. Bereits vorhanden ist ein Logo für den „Naturfriedhof St. Ursula“. Es zeigt einen grünen Baum als Zeichen der Hoffnung, in dem ein weißes Kreuz zu sehen ist. Das Ganze ruht auf einem Schiff und erinnert an die so genannten „Ursula-Schiffchen“ der mittelalterlichen Bruderschaften.
Das Schiff ist zudem Sinnbild für das sichere Übersetzen zum jenseitigen Ufer. Wie in Weitramsdorf erwartet sich die Gemeinde eine zusätzliche Einnahmequelle, wenn nach Urnenbeisetzungen die Trauernden in der Gastwirtschaft einkehren, aber auch einen neuen Stellenwert für die Ursulakapelle. Die Besonderheit in Alsleben: Der geplante Naturfriedhof ist fußläufig erreichbar und bekommt durch die Ursulakapelle einen christlichen Bezug.Hanns Friedrich