Der Naturfriedhof

Naturfriedhof St. Ursula bei Alsleben

Der Naturfriedhof St. Ursula wurde im April 2014 durch den Markt Trappstadt in der Gemarkung Alsleben eingerichtet. Der Naturfriedhof liegt in einem Waldgebiet direkt an der alten Wallfahrtskirche St. Ursula bei Alsleben. Ein Friedhof im Wald ist eine sehr spezielle Nutzungsform des Waldes und erfordert auch forstfachliches Wissen. Die Gemeinde wurde daher bei Entwicklung und Einrichtung durch die Forstbetriebsgemeinschaft Fränkische Rhön und Grabfeld w.V. unterstützt.
Zunächst aber die Frage warum überhaupt einen weiteren Naturfriedhof errichten?

  • Ein Auslöser war, auch für die Bürger im Landkreis Rhön-Grabfeld die Möglichkeit zu schaffen, in einem Naturfriedhof ihre letzte Ruhe zu finden.
  • Ein weiterer Grund war, dass ein eigenes Konzept entwickelt werden sollte, das den Ansprüchen der evangelischen Kirche sowie der röm. katholischen Kirche in vollem Umfang entsprechen sollte – ohne Menschen mit anderen Vorstellungen völlig auszugrenzen
  • Die Trägerschaft und der Betrieb sollten außerdem in öffentlicher Hand verbleiben, mindestens sollte der Einfluss der Kommune auf den künftigen Betrieb gewahrt werden, um rein kommerziellen Gesichtspunkten (Discounter-Friedhof) und damit der Konkurrenz zu kommunalen Friedhöfen vorzubeugen.
  • Wie kein anderer Ort im gesamten Landkreis bot sich dafür der Wald um die Kapelle St. Ursula bei Alsleben an.

 

Bäume auf Friedhöfen unerwünscht?

 

Der Wunsch in einer naturnahen Umgebung seine letzte Ruhe zu finden hat, mit zunehmender Wertschätzung der Natur, deutlich zugenommen. Naturfriedhöfe leben in der Regel von einem großen Einzugsbereich. Auf vielen kommunalen Friedhöfen hat sich auch eine gewisse Baumfeindlichkeit breit gemacht. Bäume werden von Angehörigen häufig als extrem störend betrachtet, weil sie mit ihrem Laub oder Blütenresten die akkurat gepflegten Gräber „verdrecken“. So wirken das Laub einer Birke oder die Blütenreste einer Linde auf den mit pechschwarzer Graberde und mit weißen Kieseln bedeckten Gräbern für die Angehörigen oft extrem störend. Nicht selten kommen die Kommunen den mit größtem Nachdruck vorgetragenen Wüschen nach und entfernen die unerwünschten Bäume oder Hecken. Baumfreie und jeder natürlichen Bestockung beraubte Friedhofsanlagen fördern bei einigen Menschen den Wunsch in einer natürlichen Umgebung bestattet zu werden, wo Bäume noch Schatten spenden und Laub abwerfen dürfen.

Keine Konkurrenz zu kommunalen Friedhöfen

Keinesfalls ist es aber Ziel des Konzepts oder in irgendeiner Form beabsichtigt, zu bestehenden kommunalen oder kirchlichen Friedhöfen in Konkurrenz zu treten. Der Naturfriedhof St. Ursula ist vielmehr eine Ergänzung zu den vorhandenen Einrichtungen und ist für jene Mitbürger gedacht, die sonst in benachbarte Landkreise ausweichen müssten. Die herkömmlichen kommunalen und kirchlichen Friedhöfe können und sollen in ihrer Bedeutung und Funktion durch den Naturfriedhof St. Ursula nicht ersetzt und nicht geschmälert werden und haben auch zukünftig eine zentrale, unverzichtbare Bedeutung!

Urnen, Baum und Wald

In einem Naturfriedhof dürfen nur Urnen beigesetzt werden, die biologisch abbaubar sind. Sargbestattungen sind

nicht zulässig. Eine Grabgestaltung (Bepflanzungen, Bilder, Kerzen usw.) ist weder vorgesehen noch erlaubt. Die Grabpflege übernimmt die Natur. Bei vielen Naturfriedhöfen spielt der Baum eine ganz wesentliche Rolle. Der Baum gilt hier zugleich als Grab und Grabmal.
Im Konzept des Naturfriedhofes St. Ursula spielt der Baum als Grab / Grabmal keine Rolle. Es gibt hier keine „Baumbegräbnisse“. Die Beisetzung erfolgt im Wald! Die Urnengräber sind zwar in der Nähe eines Baumes angeordnet, der Baum dient aber nur als Ordnungselement bzw. zur Orientierung, um die einzelnen Gräber leichter aufzufinden. Der Baum an sich ist Teil des Waldes und gehört zum Wald und nicht zum Grab. Gleichwohl stellt der Baum auch im christlichen Sinne ein wichtiges Symbol dar. Er findet sich daher auch im Logo des Naturfriedhofes wieder.

 

 

Ein Vorsorgekonzept – Zu Lebzeiten einen Grabplatz sichern

2In den fast allen Naturfriedhöfen können Interessierte schon zu Lebzeiten einen Baum auswählen, unter dem sie begraben werden möchten. Der ausgewählte Baum soll die Be-sitzer bis zu ihrem Tode begleiten sowie den Hinterbliebenen als Gedenk-und Erinnerungs-ort dienen. Dabei kann häufig zwischen verschiedenen Baumkategorien gewählt werden. Die Preise sind unterschiedlich und richten sich nach der Art / Kategorie des ausgewählten Baumes.

Auch im Konzept des Naturfriedhofes St. Ursula kann schon zu Lebzeiten ein Begräbnisplatz ausgewählt und reserviert werden. Es wird jedoch kein Baum ausgewählt oder verkauft. Ausgewählt wird wie auf einem normalen Friedhof eine Urnengrabstelle, die im Wald zwangsläufig in der Nähe eines Baumes oder an einem sonstigen markanten Punkt liegt. Es gibt daher im Konzept des Naturfriedhofes St. Ursula keine besonderen Bäume zu unterschiedlichen Preisen. Es gibt einen einheitlichen Preis für alle Grabstellen, unabhängig von deren Lage oder räumlichen Zuordnung zu einem bestimmten Baum oder einem bestimmten Ort. Die maximale Reservierungszeit beträgt 30 Jahre. und kann auf Wunsch verlängert werden.

Einheitliche kleine Grabsteine markieren die Grabstellen

Im Naturfriedhof St. Ursula werden die Grabstellen direkt über der Urne mit einheitlichen Steinmarkierungen versehen, die etwa die Größe und Form eines Waldgrenzsteines haben. Der Stein ragt dann ca. 30 – 40 cm aus dem Boden und trägt ein kleines Grabschild aus Schiefer. Dieses Schild muss in jedem Fall den Namen des Verstorbenen tragen (keine anonymen Beisetzungen!) und es kann individuell gestaltet werden (Symbole, Gebete, Psalmsprüche etc.). Die Gedenksteine sind ausreichend sichtbar, ohne im Wald zu dominieren. Durch die Gedenksteine sind die Grabstellen eindeutig und dauerhaft markiert und leicht auffindbar. So entsteht ein konkreter Ort an dem ein Totengedenken stattfinden kann. In ihrer Einheitlichkeit und Bescheidenheit erinnert die Anlage dann eher an einen klösterlichen Friedhof in der friedlichen Atmosphäre eines Laubwaldes. In den meisten Naturfriedhöfen ist nur der Baum bekannt, an dem eine Urne beigesetzt ist. Der genaue Ort ist jedoch optisch nicht erkennbar.

Die Wallfahrtskapelle St. Ursula ist jetzt auch Friedhofskapelle

Die auf einer Anhöhe gelegene und weithin sichtbare Kapelle ist historisch und kulturell in-teressant und ein markantes Merkmal in einer landschaftlich sehr reizvollen Umgebung. Die Kapelle ist jedoch nicht schmückendes Beiwerk sondern gehört wesentlich zum Naturfriedhof, der auch den Namen der Kirchenpatronin trägt. Der Naturfriedhof befindet sich auch räumlich in unmittelbarer Nähe zur Kapelle. Die Lage kommt dem Bedürfnis mancher Menschen entgegen, in der Nähe einer Kapelle / Kirche einen Grabplatz zu finden. Die Wallfahrtskapelle ist also gleichzeitig die Friedhofskapelle des Naturfriedhofes St. Ursula. So kommt dieser alten Wallfahrtskapelle eine ganz neue und zusätzliche Bedeutung zu. Hier kann in einem kirchlichen Raum ein Trauergottesdienst ebenso stattfinden wie ein Totengedenken an den entsprechenden Feiertagen (Allerheiligen).

Keine anonymen Bestattungen

Im Konzept Naturfriedhof St. Ursula sind anonyme Bestattungen nicht vorgesehen. Wer dies wünscht, muss an die nächstgelegenen Naturfriedhöfe oder auf kommunale Friedhöfe verwiesen werden. Bezüglich der anonymen Bestattung teilen wir die Ansichten der ka-tholischen und der evangelischen Kirche. Jeder Mensch ist einzigartig und hat vor Gott einen Namen (Jes. 43,1). Auch unabhängig von christlichen Ansichten kann sich die anonyme Bestattung im Nachhinein als durchaus problematisch erweisen.

Das Konzept des Naturfriedhofes St. Ursula

Die Gemeinde als Grundeigentümer hat sich entschieden, für den Naturfriedhof ein völlig neues, eigenes Konzept zu entwickeln, das eine klare christliche Ausrichtung hat, ohne aber Menschen anderer Konfessionen / Kirchen ausgrenzen zu wollen. In keiner Weise sollen aber die Konzepte und Betriebsformen sowie die Geschäftsphilosophie anderer Betreiber von Naturfriedhöfen durch die Entscheidung der Gemeinde kritisiert werden. Nicht selten findet sich auch in diesen Anlagen ein christliches Symbol.
Auch im Bereich des Naturfriedhofes St. Ursula ist ein Gedenk- und Ruheplatz mit einem großen Holzkreuz zu finden. Im Halbkreis um dieses Kreuz sind einige Sitzsteine angeordnet, die zum Verweilen einladen. Dieses Kreuz ist unverzichtbarer Bestandteil des Naturfriedhofes Der Gedenk- und Ruheplatz liegt direkt an der Hangkante und eröffnet einen wunderbaren Blick auf Alsleben, ins Grabfeld und zu den Bergen der Rhön.

Aus Kostengründen in einen Naturfriedhof?

Kosteneinsparung und Entfall der Grabpflege werden häufig als Beweggründe unterstellt, einen Grabplatz in einem Naturfriedhof zu suchen. Beide Beweggründe, sollten sie gegeben sein, sind absolut legitim und müssen respektiert werden.
Aus Kostengründen einen Begräbnisplatz in einem Naturfriedhof zu wählen oder um die Kosten für die Grabpflege einzusparen, ist jedoch eher zweitrangig. Kostengünstige und pflegearme / pflegefreie Grabstätten können mittlerweile auf fast jedem kommunalen Friedhof erworben werden. Diesbezüglich hat sich viel getan. Dies ist daher in der Regel nicht der Hauptgrund wenn sich Menschen für einen Naturfriedhof entscheiden.

Die erhöhte Mobilität fordert ihren Preis

Einen weiteren gewichtigen Diskussionspunkt bietet das Stichwort Friedhofskultur. Der Platz zum Trauern und Erinnern muss, so fordern die Kirchen aus pastoraltheologischen Gründen, ortsnah und leicht erreichbar sein. Darum liegen Friedhöfe in der Regel so, dass sie für jedermann gut erreichbar sind. Dies ist grundsätzlich richtig. Die moderne Zeit bringt es jedoch sehr häufig mit sich, dass Familienmitglieder weit verstreut leben. Genau das trifft besonders für den ländlichen Raum zu. So leben die Kinder mit ihren Familien oft weit entfernt vom Wohnsitz der Eltern. Das Grab der Eltern / Schwiegereltern / Großeltern befindet sich daher häufig nicht mehr am Wohnsitz der Kinder oder der Enkel. Auch in diesen Fällen sind weite Anfahrtswege nötig. Auf den Ortsfriedhof kann man spontan gehen. Ein Besuch in einem weiter entfernten Naturfriedhof muss geplant werden. Naturfriedhöfe sind wegen der großen Entfernungen und der naturbelassenen Wege besonders für Menschen mit einer Gehbehinderung sehr oft ein Problem.
Auch hier unterscheidet sich der Naturfriedhof St. Ursula von zahlreichen anderen Naturfriedhöfen. Parkplatz und Hauptwege sind so angelegt, dass sie auch mit einem Rollator oder mit einem Rollstuhl benutzt werden können.

Friedhöfe als Orte sozialer Begegnungen

Herkömmliche Friedhöfe sind auch ein wichtiger Ort sozialer Begegnungen. Bei einem Friedhofsbesuch entstehen immer wieder Gespräche zwischen Menschen, die sich in der gleichen oder einer ähnlichen Situation befinden. Nicht zu unterschätzen ist auch der Wert herkömmlicher Friedhöfe für die Trauer und Begräbniskultur. Der herkömmliche Friedhof als Ort der Trauer, der Kommunikation aber auch der Kunst, bleibt auch in Zukunft unverzichtbar!
Ein Naturfriedhof kann und will diesbezüglich kein Ersatz sein und steht wegen seiner grundsätzlich anderen Konzeption auch nicht in Konkurrenz zu herkömmlichen Friedhofs-anlagen.

Der Naturfriedhof ein Ort der Stille und der Einsamkeit

Tatsächlich suchen Menschen in einem Naturfriedhof n i c h t die soziale Kommunikation oder einen Ort besonderer Grabkultur. Insbesondere die Angehörigen schätzen die Stille, die Ruhe und die Einsamkeit des Ortes. Hier können sie sich ungestört vor neugierigen Blicken ihrer Trauer, dem Gebet und der Betrachtung der Natur mit ihrem Werden und Vergehen hingeben. Hier wird nicht argwöhnisch auf die gewissenhafte Grabpflege geachtet. Die Liebe zu den Verstorbenen wird nicht selten an der Intensität der Grabpflege gemessen. Gerade die gesellschaftlich geforderte, recht akkurate Grabpflege und die damit verbundenen sozialen Zwänge, sind nicht zu unterschätzen. Insbesondere gebrechliche ältere Menschen können solche Ansprüche oft nicht mehr erfüllen und leiden dann sehr stark an der mehr oder weniger deutlich gemachten Kritik. Hier wird im Verborgenen viel gelitten. Offene Gespräche über diese Problematik gibt es kaum oder nur sehr selten. So ist die beobachtete soziale Kommunikation oft nicht nur dem Trost und dem Gedenken an die Verstorbenen gewidmet, sondern leider recht häufig auch dem Austausch von Kritik an wenig oder nicht gepflegten Grabstätten, verbunden mit entsprechenden negativen Rückschlüssen auf die Angehörigen.

Werden der Tod oder die Toten verdrängt oder vergessen?

Der Vorwurf, durch die oft weit außerhalb gelegenen Naturfriedhöfe soll der Tod und das Gedächtnis an die Verstorbenen verdrängt werden, ist nicht zutreffend. Wer dies behauptet, hat nie Angehörige in einem Naturfriedhof trauern sehen. Das Gedächtnis an die Verstorbenen liegt in den Menschen und ist prinzipiell nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Man kann Angehörige vergessen, auch wenn das Grab nur wenige hundert Meter vom Wohnort entfernt liegt. Auch tut man Menschen mit diesem Vorwurf Unrecht, denn deren Trauer und Erinnerung an die Verstorbenen kann genauso tief verwurzelt sein wie bei Menschen, die das Grab ihrer Angehörigen auf einem nahegelegenen Friedhof haben. Die Entscheidung, sich selbst oder einen Angehörigen auf einem Naturfriedhof bestatten zu lassen, muss sowohl aus ethischen als auch aus christlichen Gründen akzeptiert werden und darf nicht per se als Verdrängung des Todes oder des Totengedenkens gedeutet werden.

Die Beisetzung in einem Wald – ein Ort des Friedens und der Ruhe

Besonders positiv empfinden viele Menschen die Atmosphäre in einem Naturfriedhof während einer Beisetzung. Es gibt keine engen Räume zwischen hohen Grabsteinen, es stört kein Straßen- oder Maschinenlärm aus der Umgebung oder die Unterhaltung von Menschen bei der Grabpflege während der Bestattungsfeier. Darüber hinaus schafft der Wald eine Stimmung, die Ruhe, Geborgenheit und Schutz vermittelt und die Trauernden umgibt. Hier fällt es trauernden Angehörigen häufig leichter, sich ungestört und unbeobachtet zu öffnen und sich ihrem Schmerz und ihrer Trauer hinzugeben. Die anerkannt positiven Wirkungen des Waldes helfen den trauernden Angehörigen bei einem Besuch der Grabstelle. In der Ruhe des Waldes, mit seinen spezifischen Gerüchen und Geräuschen und in dem beruhigenden Lichterspiel der natürlichen Farben, kann ein trauernder Mensch Trost und Frieden finden. Nicht umsonst steht die Farbe Grün für das Leben, den Frühling als Neu-beginn, für das Leben für Hoffnung und Zuversicht. So findet sich auch die Farbe Grün neben dem Baumsymbol im Logo des Naturfriedhofes wieder.
Gerade diese Atmosphäre bewegt immer wieder besonders naturverbundene Menschen, einen Grabplatz in einem Naturfriedhof zu wählen.
Der Naturfriedhof St. Ursula in Alsleben zeigt auch die Aufgeschlossenheit des Marktes und des Landkreises gegenüber neuen Formen einer würdigen Begräbniskultur. So können Menschen, denen es ein Herzensanliegen ist in einem Wald ihre letzte Ruhe zu finden, auch in der Nähe ihrer Heimat an einem wunderschönen Ort bestattet werden.

E. Kruczek, Dipl. Forst Ing.(FH)

Führungen 2024

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Gedenkandacht 2024

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Dezember 2024
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