Den Abschied würdig gestalten
Main Post 21.01.2016 Fotos (2): Regina Vossenkaul
Innerhalb einer feierlichen Werktagsmesse erhielten in der Alslebener Kirche am Dienstag die neuen Beerdigungshelfer für den Naturfriedhof Sankt Ursula in Alsleben ihre Zertifikate (wir berichteten auf der Franken-Seite). Sie sind damit berechtigt Bestattungen zu planen und durchzuführen.Die Teilnehmer an dem Pilotprojekt des Bistums Würzburg, Doris Benkert aus Alsleben, Erwin Kruczek aus Hohenroth, Regina Ruck aus Obereßfeld, Kurt Mauer aus Alsleben, Petra Berwind aus Bad Königshofen, Renate Haag aus Alsleben, Helene Haßmüller aus Obereßfeld und Dagmar Lhotsky aus Bad Königshofen-Aub nannte Pfarrer Florian Lehnert „mutig“.
Die Kursabsolventen wollen den Angehörigen der Verstorbenen beistehen und die Bestattungen würdig gestalten. Die Gesellschaft befinde sich in einem Veränderungsprozess, von einigen Gewohnheiten müsse man Abschied nehmen. Die Beerdigungshelfer hätten die Chance erkannt mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen Trost zu spenden, auch wenn sie ihren Glauben verloren haben oder ihn nie hatten.
Liturgiereferent Stephan Steger erinnerte daran, dass man sich vor drei Jahren zum ersten Mal beraten hatte, weil klar war, dass der Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft diese Bestattungen auf dem Naturfriedhof nicht übernehmen kann und Menschen ohne Religionszugehörigkeit das auch nicht wünschen. So wurde eine Segensfeier entwickelt, die als Rahmen für die individuelle Gestaltung dient. Laien dürfen diesen Dienst leisten, bestätigt das Bistum Würzburg, das auch die Ausbildung der Beerdigungshelfer, die schon Erfahrungen als Gottesdienstbeauftragte haben, finanziert hat. Das Zertifikat befähigt die Kursabsolventen im ganzen Bistum tätig zu sein, momentan ist ihr Einsatz jedoch nur auf dem Naturfriedhof geplant.
An fünf Tagen und drei Abenden erwarben sich die Teilnehmer den notwendigen Hintergrund für ihre Tätigkeit, die Kursleitung lag in den Händen von Pastoralreferent Bernhard Hopf vom Liturgiereferat des Bistums. Die gewonnenen Erfahrungen fließen in ähnliche zukünftige Kurse ein. Die Frage, was Beerdigungshelfer können müssen, beantwortete Hopp mit dem Hinweis auf das notwendige Einfühlungsvermögen. „Sie müssen mitfühlen ohne jedes Mal mitzuleiden.“
Bestimmte Riten wurden eingeübt, Ansprachen geprobt und auch der Frage nachgegangen, wie sie selbst mit Tod und Sterben umgehen – jetzt seien alle gut gerüstet. Eine Weiterbildung ist auch schon vereinbart.
„Es war von Anfang an klar, dass wir hier etwas anders machen als auf den normalen Friedhöfen“, sagt Erwin Kruczek, Vorstand des Kommunalunternehmens Naturfriedhof Sankt Ursula. Der Diplomingenieur mit Theologie-Fernstudium hatte die Idee für die Beerdigungsstätte mitten im Wald und traf bei dem ehemaligen Bürgermeister Kurt Mauer, dem jetzigen Geschäftsführer, auf offene Ohren. Ein passendes Konzept wurde ausgearbeitet, nachdem auch ähnliche Projekte besichtigt wurden. Kruczek hat ebenfalls ein Zertifikat erworben und schon erste Urnenbeisetzungen durchgeführt. „Man kann versuchen den Menschen ein wenig Trost zu geben und den Abschied so schön wie möglich gestalten“, sagt er. Auch bei Atheisten lassen sich genug Themen für eine Ansprache finden wie die Liebe zur Natur.
Kurt Mauer bestätigt, dass 34 Urnen seit der Eröffnung im April 2014 beigesetzt wurden, einige davon haben sich umbetten lassen oder die Angehörigen haben auf die offizielle Eröffnung des Naturfriedhofs gewartet und die Urne zwischengelagert. Die Interessenten stammen aus der ganzen Region und aus Südthüringen.
Bei den regelmüßig angebotenen Führungen suchen sich einige den Ort aus, an dem sie ihre letze Ruhestätte finden wollen. Dabei werden die schöne Aussicht über einen Teil des Grabfeldes und die Stille in der Natur besonders gelobt. Grabpflege und der Kauf eines repräsentativen Grabsteins entfallen, nur kleine Hinweistafeln zeigen die Standorte der Urnen an. Anonyme Bestattungen gibt es nicht. Mauer regt die weitere Begleitung der Beerdigungshelfer an. Es gebe belastende Situationen, über die man sich aussprechen möchte und man sollte Erfahrungen austauschen.
Acht Beerdigungshelfer erhielten in der Alslebener Kirche ihre Zertifikate. Im Bild von links Doris Benkert, Erwin Kruczek, Regina Ruck, Kurt Mauer, Petra Berwind, Renate Haag, Helene Haßmüller und Dagmar Lhotsky.