Was keiner ahnte: Der Naturfriedhof St. Ursula boomt
Alsleben (hf). Die Nachfrage nach einer naturnahen Bestattung ist nach wie vor sehr groß. „Hier am Naturfriedhof St. Ursula wurden alle Erwartungen weit übertroffen,“ sagte Altbürgermeister und Mitinitiator des Kommunalunternehmens Naturfriedhof Sankt Ursula, Kurt Mauer. Das bestätigte sich auch bei der ersten Führung in diesem Jahr. Eine Menschentraube umringte ihn und ließ sich ausführliche informieren. „Ich kann mir das durchaus als meine letzte Ruhestätte vorstellen… die Ruhe des Waldes…. die jährlich wechselnde Vegetation, die die Gräber schmückt… warum nicht.“ Aussagen, die deutlich machten, welche Eindrücke der Wald mit den hohen Bäumen aber auch die in der Nähe stehende Wallfahrtskirche St. Ursula auf die Menschen machte.
Immer wieder kam die kleine Wallfahrtskirche ins Gespräch. Wie kann sie genutzt werden? Wie sieht es mit Konfessionen aus? Gibt es Glocken, die geläutet werden können und auch eine Orgel? Fragen die Kurt Mauer alle mit einem einfachen „Ja“ beantworten konnte. Die Konfessionen spielen keine Rolle. Allerdings gibt es keine anonymen Bestattungen, sondern Namen, Geburt- und Sterbedatum sollten auf dem Stein vermerkt sein. Hier gibt es auch kleine Besonderheiten. „Man sieht beim Rundgang verschiedene Motive, die eingraviert sind, zum Beispiel der Eifelturm, oder das Lieblingstier und hie und da auch Texte. Der Unterschied zu anderen Naturfriedhöfen sei in Alsleben, dass hier nicht Bäume, sondern Grabstellen verkauft werden. Diese werden ausgemessen und in eine Datenbank eingepflegt.
Von den knapp 900 möglichen Grabstellen waren am Ende des vergangenen Jahres beinahe alle belegt oder reserviert. Deshalb war eine Erweiterung dringend notwendig. Damit stehen jetzt im zweiten Abschnitt wieder mehr als 1000 Grabstellen zur Verfügung. Die Interessierten erfuhren, dass sich das Kommunalunternehmen ohne Kreditaufnahmen und Zuschüsse finanziert. Im Erweiterungsteil werden für die Grabsteine nur noch heimische Muschelkalksteine verwendet. Kurt Mauer sagte aber auch, dass an den Grabstellen kein Blumenschmuck, Gegenstände oder eine Bepflanzung erlaubt ist. „Die Natur schmückt die Gräber.“ Kerzen oder Öllichter sind im Naturfriedhof St. Ursula nicht gestattet. Der Grund ist die Waldbrandgefahr. Etwas, das die Angehörigen der hier Bestatteten einsehen müssten. Aufgestellt wurden im vergangenen Jahr an verschiedenen Stellen Ruhebänke. „Dies dürfe aber nicht überhandnehmen, weil wir kein Erholungspark sind.“
Die Wallfahrtskirche zu Ehren der Heiligen Ursula wird vom Kommunalunternehmen bei Bestattungen genutzt. Als eine mittlerweile beliebte Gedenkveranstaltung bezeichnete Kurt Mauer den Allerseelentag, wenn nach einer kurzen Andacht in der Kirche in den Abendstunden die Angehörigen die Gräber ihrer Verstorbenen besuchen. Die Anfragen für eine Bestattung auf St. Ursula kommen übrigens nicht nur aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld oder dem nahegelegenen Thüringen.
Die Gäste erfuhren von einem „Sternenkinder-Baum“, der sich im Naturfriedhof befindet. Im Umkreis dieses Baumes dürfen dann nur Sternenkinder und Kinder bis zum Lebensalter von drei Jahren beigesetzt werden. Als einen besonderen Platz bezeichnete Kurt Mauer noch das große Gedenkkreuz mit dem Blick auf das fränkische und thüringische Grabfeld bis zur Rhön und den Haßbergen. Hier können Besucher Ruhe finden und ihre Gedanken schweifen lassen.
Eine Menschentraube umringte am Sonntag Kurt Mauer vom Kommunalunternehmen Naturfriedhof St. Ursula in Alsleben. Auch zehn Jahre nach der Eröffnung sind die Grabstellen begehrt und die Idylle des Waldes beliebt. Foto: Hanns Friedrich
Ein Blick auf das große Friedhofskreuz, gestaltet von dem inzwischen verstorbenen Bildhauer Dieter Frank aus Milz. Ein Platz der Ruhe inmitten der Grabstellen. Foto: Hanns Friedrich
Die Wallfahrtskirche St. Ursula wird vom Kommunalunternehmen Naturfriedhof St. Ursula mit Genehmigung der Diözese Würzburg als Friedhofskapelle genutzt. Foto: Hanns Friedrich