Gedenken an die Verstorbenen
Den Verstorbenen im Himmel etwas erzählen können
Alsleben/Bad Königshofen (hf). Den Spruch, den ein Freund auf seinen Grabstein schreiben ließ, zitierte Pfarrer Florian Herzog bei einer Andacht am Allerseelentag am Naturfriedhof Alsleben: „Vergiss nicht zu leben“, stand dort zu lesen. Das umzusetzen sei nicht immer einfach, wenn man traurig ist und einen Menschen vermisst. Ganz sicher hätten die Verstorben es sich gewünscht, „dass wir es nicht vergessen, zu leben.“ Der Geistliche zog einen Vergleich zur Vergänglichkeit durch die Blumen, die an ein Grab gebracht werden und in den Waldboden übergehen. Das zeige, dass hier der richtige Platz für die Verstorbenen ausgewählt wurde. Mit Versen und Bildern erinnere man an sie und hoffe, dass es ihnen gut geht.
Von einem älteren Mann erzählte Pfarrer Florian Herzog. „Der Mann war tieftraurig weil seine Frau gestorben ist, die er so geliebt hatte.“ Er aber hatte sich vorgenommen, noch etwas zu erleben. „Ich will ja meiner Frau auch etwas erzählen können, wenn ich einmal zu ihr komme!“ Das sei bewundernswert aber auch ein Ansporn für Hinterbliebene, so zu leben, dass man den Verstorbenen im Himmel berichten kann, dass man versuchte das Beste aus dem Leben zu machen. Dazu sei viel Kraft nötig, die von Gott kommt. Zuvor hatten die zahlreichen Besucher kleine Kerzen an der Osterkerze entzündet, die auf das Leben nach dem Tod verweist, wie Pfarrer Florian Herzog betonte. Verlesen hat er dann die Namen der Verstorben der letzten zwei Jahre, die auf dem Naturfriedhof St. Ursula in Alsleben beigesetzt sind. Mit Gebeten, Fürbitten und dem Segen beendete der Geistliche die beeindruckende Feier am Allerseelentag.
In Bad Königshofen gestalteten Pfarrer Josef Treutlein (Würzburg) und sein evangelischer Amtsbruder Lutz Mertten am Allerheiligentag die ökumenische Andacht am Stadtfriedhof. Pfarrer Josef Treutlein segnete zum Abschluss die Gräber. Die Stadtkapelle Bad Königshofen hatte die musikalische Gestaltung übernommen. Pfarrer Lutz Mertten stellte in seiner Ansprache die Frage, wie Reformationsfest und Allerheiligen zusammen passen und: Ist Martin Luther ein Heiliger? Er erwähnte dazu den Reformationstag, wobei man in diesem Jahr daran erinnert, dass vor 500 Jahren der Reformator Martin Luther vor dem Reichstag in Worms und dem Kaiser seine Schriften widerrufen sollte. Er soll gesagt haben: Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir.
Fragen könne man sich da, ob Martin Luther ein Heiliger ist. Aus evangelischer Sicht könne das kaum sein. Aber Heilige seien ja auch Vorbilder und solch ein Vorbild war Martin Luther: „Ein Vorbild im Glauben, wie alle Heiligen.“ Lutz Mertten spannte den Bogen zu den Menschen, die in den vergangenen Monaten Abschied von einem lieben Menschen nehmen mussten und am offenen Grab standen. Jeder habe sich das wohl gesagt: Ich kann ja nicht anders, kann vor dieser Situation nicht ausweichen. Gott helfe mir. Gott sei der einzige, der helfen kann und der selbst den Tod besiegt hat.
500 Jahre später würden katholische und evangelische Christinnen und Christen gemeinsam am Friedhof am Allerheiligentag stehen. Etwas, das doch ganz gut zusammen passt, und so Pfarrer Lutz Mertten: Vielleicht ist es das, was die Kirchen, was Christinnen und Christen heute gemeinsam gerade am dringendsten brauchen: Glaube, der uns nicht einknicken lässt, auch wenn die Angst groß ist, der uns in die Nachfolge Jesu Christi ruft und uns das Richtige tun lässt, auch wenn die Knie zittern.“
Bildunterzeile
Eine beeindruckende Andacht gestaltete Pfarrer Florian Herzog am Allerheiligentag am Naturfriedhof St. Ursula in Alsleben. Am Platz an der Kirche entzündeten die Besucher Lichter an der Flamme der Osterkerze. Foto: Friedrich
Am Platz, das von einem großen Kreuz überragt wird, sprach Pfarrer Florian Herzog Gebete und segnete die Gräber der Verstorbenen.
Foto: Friedrich